Der Teenager Nr 1: Wie ladet Ihr Eure Gadgets auf? Habt Ihr Solarpannels?
Wir haben zwei mittelgrosse (10000-15000 Miliampere) Powerbanks. Diese laden wir jeweils in Unterkünften oder auch mal in einem Restaurant auf. Glücklicherweise haben unsere Smartphones ganz gute Akkus und halten auch mal zwei Tage ohne Strom aus. Mit den Powerbanks und sparsamem Gebrauch halten wir es gut eine Woche ohne Strom aus.
Der Teenager Nr 2: Wie macht Ihr das mit Deo und Sonnencrème? Habt Ihr das für ein Jahr eingepackt?
ALLE Produkte, die man so im Alltag braucht gibt es auf der ganzen Welt zu kaufen. Vielleicht ist es dann halt mal nicht die gewohnte Marke, aber etwas Flexibel muss man halt sein.
Der Arzt: Wie macht Ihr das mit Covid? Seid Ihr geimpft? Konntet Ihr den Booster noch machen? Trägt Ihr Masken?
Covid ist ausserhalb der reichen Länder nicht im gleichen Masse präsent wie in der Schweiz. Klar, es gibt Auflagen bei der Einreise (z.B. ein negativer PCR Test bei der Einreise nach Georgien), aber wirklich interessieren tun sich die wenigsten Grenzbeamten für den Impfbeleg etc. Es ist sehr praktisch, geimpft zu sein; so konnten wir die meisten Länder ohne einen Test betreten. Masken tragen wir, wenn es verlangt wird und passen uns einfach den Locals an. In Georgien haben wir uns schliesslich Omnikrom aufgehalst und einige Tage im Bett verbracht. Der Booster ist also sozusagen aktiv gemacht. Als Ausländer kriegt man die (3.) Impfung nicht so leicht…
Die Hausfrau: Wie macht Ihr Eure Wäsche? Auf den Bildern gibt es nie eine Wäscheleine. Trocknet die immer gut?
Na ja, ertappt, wir waschen unsere Wäsche nicht sehr häufig. Eine «Schweissgarnitur» dient als Fahrkleidung, der Rest ist für den Abend und Kälte vorbehalten. Unterwäsche und Socken waschen wir beim Duschen mit. Alle paar Wochen waschen wir in einer Unterkunft oder bei einem Gastgeber. Erstaunlicherweise werden Kleider (mit Ausnahme der Socken) gar nicht so schnell muffig. Rauch- und Erdgeruch werten wir natürlich als «sauber»!
Der Ingenieur: Wie findet Ihr Euren Weg? Habt Ihr Karten auf Papier? Oder ist die ganze Region von Google Maps erschlossen? Wie wisst Ihr, welche Strassen passierbar sind, und welche nicht?
Grundsätzlich planen wir unsere Route mit dem Angebot von «outdooractive.com». Die geplante Route lässt sich dann runterladen; so haben wir das benötigte Kartenmaterial auch Offline zur Verfügung. Für Feinanpassungen nutzen wir auch oft Maps.me. Auf den gängigen Open Maps Karten sind die Angaben so detailliert, dass wir meisten wissen, wo uns Teer- und wo Kiesstrasse erwartet. Im Zweifelsfalle fragen wir die Anwohner oder werden einfach mal überrascht :).
Der Teenager Nr 1: Musst Du in islamisch dominierten Ländern ein Kopftuch tragen? Oder genügt der Helm?
Bis jetzt war das kein Thema; die Türkei ist da ziemlich entspannt. Im Iran ist Kopftuch Pflicht, allerdings sollte beim Fahren der Helm genügen. Ohne Helm sollte aber ein locker um den Kopf gelegten Schal genügen. Jetzt im Winter trage ich ausserdem oft einen Buff um Ohren und Hals zu schützen.
Der Teenager Nr 2: Habt Ihr Angst vor Tieren (Hunden, Skorpionen, Wanzen, Schlangen, Spinnen, Moskitos)?
Das ist einer der grossen Vorteile der kälteren Monaten! Alle diese Tiere ausser den Hunden liegen irgendwo unter den Steinen vergraben und ruhen bis im Frühling. Vor allem Moskitos sind aber sehr nervig und können einem ganz schön die Stimmung verderben. Eigentlich freuen wir uns eher, wenn wir solche Tiere (ausser die Moskitos) sehen! Schlangen, und Skorpione durften wir schon beobachten. Wobei die Skorpione schon etwas gruselig sind. Ab und zu hören wir in der Nacht Schakale heulen. Diese lauten Rufe lassen uns zwar aus dem Schlaf hochschrecken, sind aber wenig bedrohlich. Verschiedentlich wurden wir schon von Wölfen und Bären gewarnt. Doch die Erfahrung zeigt: Die Menschen haben oft absurde Ängste vor Wildtieren, die erstes noch viel mehr Angst vor uns Menschen haben und die zweitens leider bereits weitgehend von den Menschen verdrängt/ dezimiert worden sind. Es ist erschreckend, wie wenig wilde Tiere auf den vergangenen 7000 km erspäht haben!
Hunde sind unsere steten Begleiter. In den meisten Ländern, die wir bisher durchfahren haben, gibt es unzählige Strassen-/ halbwilde Hunde. Natürlich gibt es immer wieder mühsame Begegnungen mit ihnen, doch die allermeisten Hunde sind recht freundlich und lassen uns entweder in Ruhe oder werden sogar zu spontanen Freunden.
Der Arzt: Seid Ihr geimpft gegen Tollwut wegen den Hunden und den Fledermäusen?
Ja! So ein Hundebiss ist durchaus realistisch auf so einer Reise.
Die Mutter: Habt Ihr Angst vor Menschen? Habt Ihr Angst vor Behörden und Regierungen?
Wenig! Beim Wildcampen achten wir aber schon darauf, wer so in der Nähe ist und was diese Leute da so treiben. Wenn wir gesehen werden, sprechen wir die Leute meist an, dann können allfällige Ängste (auf beiden Seiten) schnell ausgeräumt werden. Behörden sind da etwas weniger Zugänglich, aber so wirklich Kontakt hatten wir erst in Form von Polizei und Soldaten in der Türkei. Diese haben uns dann jeweils zum Kaffee oder Tee eingeladen.
Der Arzt: Habt Ihr Angst vor Krankheiten? Und was tut Ihr bei einem medizinischen Notfall?
Wir haben nicht mehr Angst vor Krankheiten als auch in der Schweiz. Wir schauen uns gut, ernähren uns gut und vertrauen auf unsere körperliche Fähigkeiten. Bis jetzt hatten wir (jeweils im Doppelpack) eine kleine Lebensmittelvergiftung, waren einmal stark erkältet und kürzlich haben wir auch noch das Omnikrom Abenteuer durchlebt. Spitäler und Ärzte gibt es glücklicherweise auf der ganzen Welt. Allerdings hoffen wir doch schon sehr, dass wir nicht als Notfall solche Dienste in Anspruch nehmen müssen. Simones persönliche Horrorvorstellung ist eine Zahnbehandlung…
Die Mutter: Was macht Ihr gegen die Angst von Euren Eltern um Euch? Ruft Ihr sie manchmal an?
Wir sind gute Kinder und stehen mit unsern Eltern in regem Kontakt. Wir schreiben sogar einen Blog für sie :).
Die Mutter: Esst Ihr genug?
Essen ist ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Tage (–> Rituale!). Wenn wir unterwegs sind, ist beim Abendessen unsere Pfanne jeweils bis zum Rand gefüllt und auch ein kleiner Dessert darf nicht fehlen. Am Morgen gibt es eine Pfanne voll aufgepeppten Porridge und zum Mittagessen ein Picknick mit Brot, Käse, Oliven, Tomaten und was wir sonst noch so haben.
Der Grossvater: Was ist in Eurem Nahrungsmittel-Notvorrat enthalten?
Fertigsuppe, Linsen, Couscous, getrocknetes Gemüse, Trockenfrüchte
Der Ingenieur: Sind Eure Reifen schon platt gefahren? Wie viele Tausend Kilometer kann man mit einem Reifenpaar zurücklegen in Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Strassenbelages? Wo bekommt Ihr Ersatz?
Die sind zum Glück noch weit entfernt von Platt. Wir haben sie vor Abfahrt erneuert und die sollten noch locker weitere 7000 km halten… Ersatz müssen wir dann in einer grösseren Stadt mit guten Fahrradläden suchen.
Der Teenager Nr 1: Was ist Euer Plan B? Habt Ihr ein Rückflug-Ticket?
Unser Plan ist so flexible, dass wir keinen Plan B brauchen. Wenn nötig passen wir an, hören auf unser Bauchgefühl, wägen Argumente ab und recherchieren online. Wir haben aber das Glück, uns jederzeit ein Flugticket kaufen zu können.
Der Teenager Nr 2: Braucht Ihr manchmal eine Pause?
Ja, manchmal ist es ganz gut, auch mal zwei Tage an einem Ort zu sein. Seit November sind wir etwas langsamer unterwegs. z.T. wetterbedingt oder auch einfach so. Im Winter sind die Fahrtage automatisch kürzer, da wir uns dem Tageslicht anpassen, Auch sind in der Kälte schon vier Stunden im Sattel oft genug. Jetzt gerade machen wir eine richtig lange Winterpause in einem Work Away. Hier sind wir nun drei Wochen am gleichen Ort… und halten es schon nach zwei Wochen kaum mehr aus. Wir wollen wieder fahren!
Die Cousine: Seid Ihr immer motiviert weiterzufahren? Und wenn mal nicht, was tut Ihr?
Ja, erstaunlicherweise ist unsere Motivation konstant hoch. Viel mehr müssen wir uns zu Pausentagen zwingen, bzw. zwingt uns manchmal das Wetter dazu.
Die Cousine: Was ist Euer Luxus? Materiell und Immateriell?
Materiell: E-reader, kleiner Lautsprecher, echte Milch für in den (Instant-)Kaffee, ab und zu einen Cappuccino in einem Café …
Immateriell: Zeit zu haben, uns Zeit zu nehmen, keinen Endpunkt sowohl geografisch als zeitlich zu haben.
Die Cousine: Was vermisst Ihr?
Menschlich: Spontane Abende/ Aktivitäten mit Freunden, Familie
kulturell: FC Winterthur, Beizenabende, SH-Tage
kulinarisch: Schweizer Käse, Marmite 🙂
Rituale: die haben wir durch andere ersetzt (–> Essen!, Camp einrichten, Morgenroutinen, Mittag-Picknicks, Schwarze Schokolade am Abend…)
Aktivitäten: mhm… vielleicht Spaziergänge im CH-Wald, Ausflüge auf den Scharen, ÖV, ganz selten das Unterrichten
sportlich: Rugbyclub
Die Cousine: Verstehen die Menschen, warum Ihr das tut, in der Schweiz und unterwegs?
Mhm… teilweise wohl schon irgendwie. Die Türken haben uns jeweils mit grossen Handgesten zu unserem Vorhaben gratuliert. Generell sind die Leute sehr beeindruckt von dem, was wir machen. Auf die obligatorische Kinderfrage antworten wir jeweils: «Nach dem Fahrradfahren». Dieses Statement wird sehr gut akzeptiert und die Leute haben einfach nur Spass daran, uns getroffen zu haben.
Die Leute in der Schweiz verstehen durchaus, was uns zu dieser Reise motiviert. Ist auch wahnsinnig toll, was wir machen :). Heimlich stellen sich aber wohl manche die Fragen: «Was ist mit der Altersvorsorge? Ist es nicht gefährlich im Iran?»
Liebe Simone, lieber Louie
Ganz herzlichen Dank für Eure ehrlichen und spannenden Antworten!
Wir sagen dazu folgendes:
– Die Mutter: Habt Ihr wirklich genug mit den Haferflöckli zum Zmorge? Bitte esst genug, sonst fällt Ihr noch vom Fleisch!
– Der Teenager Nr 1: Ich möchte auch einmal ein so grosses Abenteuer erleben!
– Der Teenager Nr 2: Also vor den Skorpionen hätte ich schon sehr Angst.
– Der Arzt: Eure Covid-Erkrankung war Euer Booster!
– Der Ingenieur: 7000 weitere Kilometer mit denselben Reifen und den gleichen Wädli! Saperlot!
– Die Cousine: Der Luxus, Zeit zu haben, ist der allergrösste Luxus überhaupt. Darum beneiden wir Euch sehr!
Unsere Wünsche für Euch: Bitte bleibt gesund und testet weder die Spitäler noch die Zahnärzte. Bitte schreibt weiter Euren tollen Blog, für Eure Eltern, aber auch für alle anderen, damit wir ein wenig am grossen Abendteuer teilhaben dürfen. Wir wünschen Euch Glück, warme Unterkünfte, gutes Essen, viel Rückenwind, viele wertvolle Begegnungen und Gesundheit, hebed Eu Sorg!
Herzliche Grüsse aus der Schweiz.
Da ihr wohl kaum die Nordroute über den Chyberpass und Afghanistan nehmt müsst ihr über Pakistan fahren. Das wird möglicherweise etwas Mühsam. Voni und ich waren nur Transit in Pakistan, in Islamabad und Karachi. Das hat uns aber bereits gereicht.
Liebe Grüsse
Herbi und Voni
Aktuell ist der Plan von Karachi nach Islamabad zu fahren und von dort über die Grenze nach Indien. Wir haben viel Gutes über Pakistan gehört und gelesen… Wenn es ganz unerträglich sein sollte können wir immer auf den Bus umsteigen :).
wow, das ist ja alles sehr spannend! ganz grossen dank für die vielen fragen und antworten! danke , catherine, für deinen wunderbar formulierten kommentar!
herzlichste grüsse an alle <3
Da gehe ich mal für ein paar Tage nicht auf euren Blog und schon werde ich belohnt mit zwei Einträgen! 🙂
Danke, dass ihr auch die interessanten Fragen und Antworten aufgeschaltet habt. Ist auch für mich spannend!
Euch weiterhin alles Gute!