Tiflis
Tiflis

Tiflis

Wir fahren in Tbilisi ein mit einem angenehmen Plan. Mario, den wir vor einigen Tagen in Gori getroffen haben, hat uns ein Übernachtungsplätzchen in seiner WG angeboten. Aus einer Nacht werden zwei und eine Woche später dann gleich noch einmal vier. In der WG lernen wir Alessandro ebenfalls aus Italien und Yannik aus Belgien kennen. Wir fühlen uns sehr willkommen und geniessen die gemütliche Stimmung und die Gespräche über Gott und die Welt.

Die Stadt bietet viel und so verbringen wir unsere Zeit hier unter anderem im Nussknackerballet, bei wunderbaren Spaziergängen über den Mtatsminda-Hügel, in Cafés, am Flohmarkt, bei einem Rugby-Spiel (Georgien vs Portugal) im Micheil-Meschi-Stadion und mit Streifzügen durch die verschiedenen Stadtteile. Auch ein paar zweckdienlichen Tätigkeiten gehen wir nach. So kriegen unsere Velos einen anständigen Service und wir organisieren uns das Visum für den Iran.

Tiflis lässt sich sehr bequem erkunden. Die alt wirkende Metro bringt einen mit ohrenbetäubendem Lärm aber zielsicher im Untergrund von A nach B. Kosten tut so eine Fahrt im Untergrund gerade einmal 30 Rappen. Wenns mal schnell gehen muss oder keine Metro oder Bus in Reichweite ist, rufen wir uns per App ein «Yandex» Taxi. Was für eine bequeme Art in der Stadt von A nach B zu kommen! Auf der Stadtkarte in der App ist ersichtlich, welche Fahrer gerade in der Nähe sind und wie viel die gewünschte Strecke kostet. Ist ein bestimmtes Fahrzeug per Klick gebucht, kann man die (An-) Fahrt live auf der Karte mitverfolgen. Bezahlt wird entweder direkt in der App oder in Bargeld. Die Preise für diesen unglaublichen Service sind günstig hier: Für einen Franken lässt es sich quer durch die ganze Stadt fahren; Punktlandung inklusive. Das System kommt dem Gedanken der selbstfahrenden Autos, welche eine massiv viel bessere Auslastung erreichen als all die dauerparkierten Privatautos, schon sehr nahe!

Tiflis ist eine interessante Mischung von Alt und Modern. Diverse markante Bauten sind erst in den letzten 12 Jahren errichtet worden und beeindrucken mit ausgefallener Architektur.

An unserem letzten Abend in der Stadt nehmen uns Yannik und Alessandro mit zu einem Anlass: Wir nehmen eine Metro, anschliessend den Bus und finden uns auf einem düsteren Hügel am Rande der Stadt wieder. Die Lichter funkeln unter uns und wir gehen einem Friedhof entlang noch höher auf den Hügel hoch. Nach was halten wir eigentlich Ausschau? So genau wissen wir das alle nicht. Wir suchen einen geheimnisvollen Klangevent in einem leeren Wassertank. Eine Gruppe alternativer Leute aus Tbilisi und der ganzen Welt organisiert da alle paar Wochen ein mystisch angehauchtes Treffen buchstäblich im Untergrund. Bald entdecken wir ein Feuer am Wegrand mit einigen freundlichen Gestalten. «Wir bleiben lieber oben, es ist eine krasse Kletteraktion um da reinzukommen!», meint einer aus Deutschland. Wir verweilen nicht lange beim Feuer und ein bisschen Stacheldraht später stehen wir gemeinsam mit anderen fremden, freundlichen Leuten auf einer überwachsenen Kuppel vor einem kaminartigen Loch. Ein Blick in die Öffnung bestätigt: Es geht wirklich ziemlich weit nach unten. Und da unten ist was los! Kerzenlicht flackert irgendwo in der gewaltigen Halle, Stimmen tönen, Gitarrenklänge und Trommeln klingen. Wir steigen auf der langen, dünnen Metallleiter hinab und finden 9 Meter tiefer im Innern des riesigen, stillgelegten Wasserspeichers wieder. Irgendwo auf einem Tüchermeer werden Muscheln, Kristalle und Räucherstäbchen arrangiert, jemand trötet aus einem Didgeridoo, einige tanzen kreisend und andere singen, summen und juchzen. Die Akustik in der riesigen Kugel ist faszinierend. Wir setzen uns auf den erhöhten Aussenrand des Kugelraumes und experimentieren munter mit unseren eigenen Stimmen.

Als ein steter Djembe-Rhythmus ertönt, beginnen viele zu tanzen- mit den riesen, eigenen Schatten an der gewölbten Wand!

Wir entscheiden uns gegen eine Sonntagabenderleuchtung und machen uns wieder auf den Nachhauseweg, um für den Rest der Truppe in der WG Älplermagronen zu kochen.

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