Wir gönnen uns einen weiteren Tag in und um Kuala Terengganu bevor wir frühmorgens in Richtung der nächsten kleinen Schnorchelinsel aufbrechen. Hier geht alles etwas entspannter zu als auf den Perhentian Inseln. Keine (inländischer) Touristenschwärme, niemand, der uns zu einer Überfahrt mit seiner Fähre gewinnen möchte. Stattdessen überlässt der Bootsmann Louie wunderbar unkompliziert sein Motorrad, um noch schnell auf dem Markt Früchte einzukaufen, bevor das kleine Speedboat den Steg verlässt. Ein weiterer Nachmittag vergeht mit dem Bestaunen der Unterwasserwelt doch leider entscheiden wir uns, schon am gleichen Tag wieder zurück aufs Festland überzusetzen. Diese Insel gefällt uns entschieden besser als die viel touristischeren Perhentian Inseln. Wilder Dschungel bedeckt das hügelige Inland, die perfekten Strände sind menschenleer, das klare Wasser voller bunter Fische und die wenige Touristeninfrastruktur wird von freundlichen, entspannten Einheimischen betrieben. Hier hätten wir gut noch einen weiteren Tag verbringen können!
In langen, heissen Fahrtagen strampeln wir weiterhin der malaysischen Ostküste entlang. Übernachtungsplätze finden sich meist leicht; die lokalen Fischer haben nichts einzuwenden gegen uns zwei Fahrradfahrer, die für eine Nacht ihre Hängematten aufspannen, sondern überraschen uns mit frisch gefangenen und grillierten Fischen, netten Plaudereien und wohlwollender Duldung.
Unsere Tage beginnen früh, werden unterbrochen von Ess- und Trinkpausen und münden dann meist in einen feucht- heissen Nachmittag irgendwo an einem Strand in den Hängematten und im lauwarmen Meerwasser.
Die Strasse ist mehrheitlich flach und einigermassen unspektakulär. Von den berühmten Palmölplantagen in Malaysia ist noch nicht viel zu sehen; die liegen wohl mehr Inland oder im Süden. Die Hügel Richtung Inland wirken unverbaut und wild und oft werden wir aus den Bäumen von kleinen Affenhorden beobachtet und gelegentlich angefaucht.
Die kleinen Strandmoscheen sind weiterhin gute Anlaufstellen: Die Imame sind jeweils freundliche, aufgeschlossene Typen, die uns problemlos in der Nachbarschaft oder sogar im Hof der Moschee übernachten lassen. Solche Plätze bieten uns einiges an Komfort: Bei den Moscheen gibt es immer Trinkwasser und «Double u-C`s», und oft gibt es sogar die Möglichkeit, auf einfache Art und Weise zu duschen. Überall gibt es hier Schatten bzw. Regendächer und deren Säulen eignen sich vorzüglich dazu, unsere Hängematten-Moskitonetz-Konstruktionen aufzuhängen. Zumindest ich schlafe mittlerweile ausgezeichnet in meiner Hängematte. Ich schaffe es sogar, halbwegs auf der Seite zu schlafen und mein Schwangerbauch wird angenehm abgestützt. Louie ist mittlerweile Mosquitonetzprofi und mit einigen Klammern am richtigen Ort erfüllt dieses seinen Job einwandfrei.
Nach einer AC-Zimmer-Wäsche-wasch-Nacht im kleinen Städtchen Penang, wo wir es einmal mehr nicht schaffen, das möglicherweise interessante lokale Museum zu besuchen, verbringen wir eine einigermassen gruselige Nacht neben der Hauptstrasse auf einem Rastplatz. Gruselig darum, weil es hier weit und breit keine Häuser oder Anwohner gibt und aber trotzdem immer wieder Autos auftauchen. Solange es Familien sind ist alles im grünen Bereich, aber wenn es sich um Gruppen von jungen Männern handelt, beginnt das Kopfkino schon mal einen üblen Film abzuspielen. An solch einem Ort fällt der unsichtbare Schutzschild der Gemeinschaft weg und Gelegenheitskriminelle hätten leichtes Spiel. Da hilft nur, die Augen zu schliessen, ruhig zu atmen, sich auf die unzähligen guten Erlebnisse mit den Menschen hier zu besinnen und sich auf das Gute im Menschen zu besinnen. Auch in dieser Nacht werden wir lediglich vom Autolärm gestört und niemand kommt auch nur in die Nähe unseres Freiluftcamps.
Diverse Nasi Ayams und heisse Stunden auf den Rädern später trudeln wir eines schönen Abends an einem kleinen Fährhafen abseits der Hauptstrasse ein. Zwar gibt es hier einen kleinen Steg und so etwas wie einen Park mit einige Essensbuden am steinigen Ufer, doch irgendwie fühlt sich der Ort nicht ganz so überzeugend an. Nach den diversen Übernachtungen an badbaren Stränden mit erhöhten, gedeckten Picknickinseln, sind unsere Ansprüche wohl etwas gestiegen. Das seichte Ufer hier eignet sich nicht zum Schwimmen und so fahren wir etwas die Strasse rauf und runter, bis das erhoffte Wunder geschieht: «Do you want to come to a nice beach?», rufen uns zwei junge Frauen auf einem Motorrad entgegen. Oh ja, das wollen wir gerne! Fatima und ihre Freundin fahren voraus und wir folgen ihnen auf einem Kiesweg direkt in den Dschungel. Im Dickicht hören wir Affen durch die Baumwipfel turnen und auch die Moskitos lassen nicht lange auf sich warten, doch schon öffnet sich der Wald wieder und wir finden uns in einer kleinen Bucht wieder. Der halbmondförmige Strand lädt zum Baden ein und dank den vorgelagerten Inseln und den schattenspendenden Bäumen am Ufer, wirkt das Plätzchen trotz des herumliegenden Abfalls sehr einladend. Fatima und ihre Gehilfinnen sind schnell am Werk: Morgen ist ein öffentlicher Feiertag und es werden viele Tagesgäste erwartet. Mit grossen Rechen wird Laub und Müll zusammengefegt und die entstehenden Haufen entzündet. Fatima betreibt hier ein Feriencamp für Schulkinder und bald lernen wir auch Hugo, den lokalen Kayakguide kennen. Wir machen es uns gemütlich unter einem Baum und der Abend vergeht mit Essensbeschaffung, Plaudereien, Lesen und Baden. Die Bucht ist auch das Zuhause einer fröhlichen Affenhorde und einem Rudel Wildschweinen. Diese erregen einiges an Aufsehen. Das Schwein ist nicht gerade ein häufig gesehenes Tier in Malaysia. Schweinefleisch wird aus religiösen Gründen nicht gegessen und so werden auch keine Schweine gehalten. Fatima erzählt mir später, dass die Schweine zwar freundlich seien, aber trotzdem ein Problem, da sich gläubige Muslime durchaus an den «unreinen» tierischen Besuchern stören können.
In der Abenddämmerung wagen wir uns auf das Gebiet des leeren Campingplatzes vor. Hier haben wir eine überdachte Betonfläche erspäht, die sich als Schlafplätzchen bestens anbietet. Wir verbringen eine ruhige Nacht und die Campingplatzbetreiberin, die am nächsten Morgen auftaucht, wünscht uns lächelnd einen schönen Tag, ob wir uns auch sicher gefühlt haben?
Wir starten den Tag mit dem üblichen kalten Porridge am Meer und verspüren wenig Lust auf einen schnellen Aufbruch. Heute ist Nationalfeiertag und unzählige Familien aus der Umgebung trudeln ein. Wir geniessen den Tag inmitten der picknickenden und badenden Malaysier, quatschend, dösend, lesend und schwimmend. Pünktlich zu unserem nachmittäglichen Aufbruch prasselt ein stattliches Monsungewitter auf uns alle nieder. Wir retten uns unter Fatimas gedeckte Aufenthaltshalle- und bleiben gleich für die nächste Nacht. Ein weiterer Tag bricht an und heute ist ein Weiterbildungscamp für eine Lehrergruppe angesagt. Wir verlassen also Fatimas Camp und richten uns einmal mehr am Strand ein. Ein weiterer Tag vergeht. Wir haben Zeit und keinen Grund, diesen schönen Ort zu verlassen. Hier gibt es nette Leute, WC`s, Duschen, Wasser und angenehme Temperaturen. Essen finden wir jeweils beim nahen Fährhafen an einer der Essensbuden. Für die letzte Nacht sind Camping und Aufenthaltshalle besetzt und Hugo bietet uns die Terrasse seiner kleinen Hütte an.
Schliesslich zwingen wir uns zum Aufbruch und vertrödeln die nächsten Tage mit kurzen Tagesetappen von Bucht zu Bucht. Am Stadtstrand von Mersing stürzen wir uns schliesslich zum letzten Mal in den malaysischen Strandtrubel. Mit dem Auto fährt man und frau direkt an den Strand; manche Familien kommen den ganzen Weg von Kuala Lumpur für ein Wochenende her. Decken, Essenskörbe, Gaskocher, Drachen und Seifenblasen werden ausgepackt, die Kinder mit ihrem Sandspielzeug freigelassen und die erste Runde der klebrigen, eisgekühlten Getränke herbeigetragen. Für uns haben die Getränke hier einen Süssungsgrad erreicht, der das Erträgliche übersteigt. Eine tolle Alternative ist das frische Kokoswasser, das sich auch ohne die zwei Kellen beigefügten Sirup bestellen lässt. Am Stand ist was los und unzählige Familien scheinen sich für eine Nacht im Zelt einzurichten. Bald erfahren wir den Grund für die Menschendichte: Am nächsten Morgen findet ein Fischerwettkampf statt und das stolze Preisgeld von rund 5000 US$ lässt so manchen Hobbyfischer eine Nachtschicht einlegen. Ein gutes Plätzchen am Strand will gesichert werden, um am nächsten Vormittag den grössten Fisch zu fangen. Die Nacht auf unserer gedeckten Holztribüne am Rande eines Parkplatzes bleibt laut und immer wieder werden wir von wendenden Autos direkt angestrahlt. So haben wir uns unsere letzte Strandnacht zwar nicht vorgestellt, aber es lässt sich auch bei Lärm und Licht einigermassen gut schlafen.
schöööön! danke! wohl bald die letzten reiseabenteuer!
herzlichst
brigitte