Selamat Datang ke Malaysia
Selamat Datang ke Malaysia

Selamat Datang ke Malaysia

Mit Malaysia betreten wir wieder völliges Neuland. Bilder von endlosen Palmölplantagen, gerodeten Wäldern und ereignislosen, geraden Strassen erscheinen vor unserem inneren Auge. Wir wissen wirklich gar nichts über dieses Land. Die erste Überraschung lässt dementsprechend nicht lange auf sich warten: Die lokale Sprache Malaysisch benutzt lateinische Buchstaben! Ab sofort können wir uns während dem Strampeln wieder mit dem Ablesen und Enträtseln uns fremder Wörter unterhalten. Das erste Wort haben wir schnell aufgeschnappt: Ayam- Hühnchen löst ab sofort die thailändische Liebe zum Schwein ab. Malaysia ist ein muslimisches Land und dementsprechend ist Schwein von der Speisekarte gestrichen. Die Strassenhunde weichen schnell einigermassen unappetitlichen Strassenkatzen und der allgegenwärtige Ute verschwindet fast vollständig vom Strassenbild. Die thailändische Strassenextravaganz weicht deutlich sparsameren Pannenstreifen und es scheint hier üblich zu sein, mit dem persönlichen PW zur Arbeit zu fahren: Auch auf den Nebenstrassen ist das Verkehrsaufkommen morgens und abends beachtlich und schnell gewöhnen wir uns ab, fröhlich plaudernd nebeneinander zu fahren.

Und was gibt es zu Essen in Malaysia? Die typischen Strassenküchen auf Rädern suchen wir vergebens. Ab sofort halten wir nach kleinen, einfachen Beizen Ausschau. Die lateinische Schrift gestaltet den Lernprozess einfacher als in Thailand und bald entdecken wir, dass sich der Beizennamen «Roti Channai» meist ein angenehmes Essensbuffet verspricht. In grossen Chromstahlschalen warten verschiedene Curries auf Entdeckung und breitwillig heben die fröhlichen Köchinnen sämtliche Deckel für uns ab: Spiegeleier, Fisch Curries, Ayam Curries, und mit etwas Glück gedämpftes Gemüse. Eine Portion Reis (nasi) wird auf einen Teller geschaufelt und von den verschiedenen Schalen darf man sich dann gleich selbst seine Curries schöpfen. Die Frau an der Zahlstation wirft einen geübten Blick auf den Tellerinhalt und verkündet einen Preis. Manchmal bezahlen wir für unsere zwei Portionen inklusive einem völlig übersüssten Tee nicht mehr als zehn Ringgit. Ganze zwei Franken.

Bald entdecken wir auch das unangefochtene Standardgericht der Malaysier: Nasi Lemak.

Gegessen wir dieses Reisgericht vor allem zum Frühstück. Der Reis wird in Kokosmilch getränkt und gedämpft. Eine scharf-süsse Chilisosse (Sambal) mit Fisch, einige Gurkenscheiben, geröstete Erdnüsse, getrocknete Sardellen und ein gekochtes Ei dürfen ebenfalls nicht fehlen. Diese Powerspeise kriegt man bereits für 3 Ringgit pro Person und auch wenn die Zutatenliste frühmorgens etwas gewöhnungsbedürftig ist: Wir mögens! Zu unserer grossen Erleichterung scheint die thailändische Überschärfe der Vergangenheit anzugehören. Die Malaysier hingegen mögens süss! Während in Thailand vor allem die Getränke ordentlich süss waren, ist hier in Malaysia einfach alles ordentlich süss. Die Curries inklusive. Die Getränkesüsse erreicht hier ein Niveau, dass mich standardmässig «Ay Kosong» bestellen lässt: Wasser mit ganz viel Eiswürfeln, auch bekannt unter der englischen Bezeichnung «Sky Water».

An unserem richtigen ersten Fahrtag in Malaysia überschreiten wir stolz die 13`000 Kilometer Marke auf unserem Velocomputer und erreichen die Küste. Obwohl die Strasse hier tatsächlich schnurgerade ist, ist die Fahrt weit abwechslungsreicher als gedacht. Wir fahren durch kleine Fischersiedlungen und die Vegetation ist sehr abwechslungsreich. Wer hätte das gedacht: Kurzentschlossen flitzen wir bereits an diesem Nachmittag kurzentschlossen mit einem Speedboat auf die Ferieninsel Perhentian. Im Gepäck haben wir unsere Hängematten, Moskitonetze und so viel Essensvorräte, wie wir in letzter Sekunde noch auftreiben konnten. Die Insel ist touristisch und dementsprechend ein Budgetkracher, doch wir sind optimistisch und hoffen, dass wir uns irgendwie zwischen den eleganten Ressorts durchschlängeln können. Etwas zögerlich haben wir uns am Steg am Festland auf John`s Angebot zu einer vergünstigten Fährenüberfahrt überreden lassen; sicheres Einstellen unserer Räder samt Restgepäck inklusive. John berichtet uns von seinem Kumpel Didi, der auf der Insel eine Tauchschule betreibt und zu der alten Garde der ursprünglichen Backpacker-Szene gehöre. «We are helping each other; we know your style of traveling», meint John. “He has got hammocks and no problem; you can stay there for cheap». Wir bleiben etwas misstrauisch, aber nehmen uns vor, diesem Didi auf jeden Fall einen Besuch abzustatten.

Das Meerwasser erstrahlt in einem unwirklichen Türkis und schon von der Anlegestelle aus lassen sich diverse tropische Fische beobachten. Die Perhentian Islands sind berühmt für ausgezeichnete Schnorchel- und Taucherlebnisse. Die Aussicht aufs Schnorcheln hat uns hierhergelockt.

Die Feriengesellschaft hier ist ein bunter Mix aus hippen «Inselmalaysier», hellhäutigen Westlern im Bikini, und langärmligen muslimischen Familien und Kollegengruppen; die Frauen mit wassertauglichen Kopftüchern konform verhüllt. Jetzt nur keine falschen Vorstellungen. Die jungen, muslimischen Malaysierinnen unterscheiden sich abgesehen von ihrer Kleidung und einigen moralischen Grundsatzentscheidungen überhaupt nicht von «westlichen» Gleichaltrigen. Sie sind selbstbewusst, gut ausgebildet und wissen, was sie wollen im Leben. Statt am Nachmittagscocktail schlürfen sie grosse Eiskaffees oder gekühlte Grüntees und gebadet wird in langen Kleidern. Familien plantschen am seichten, wellenlosen Ufer und zahlreiche Hinterköpfe mit Schnorchelspitzen verraten, dass es hier unter Wasser wirklich was zu sehen gibt.

Unser potenzielles Übernachtungsplätzchen stellt sich als Flop heraus. Schnell haben wir Didi aufgestöbert und merken, dass er nicht wirklich der Typ «selbstlose Nächstenliebe» ist. Hier wird kräftig Geld verdient und für ein Plätzchen in einer seiner Hängematte ohne Moskitonetzt auf seiner lärmigen, hellerleuchteten Terrasse verlangt er übertriebene 20 Ringgit pro Kopf. Das heisst, eine schwitzige Nacht in der Hängematte kostet auf dieser Insel mehr als das saubere AC-Zimmer mit Bad, welches wir in unserer ersten Nacht in Malaysia bewohnt haben. Nee danke, da finden wir uns lieber selbst zwei Bäume. Etwas erschwerend sind die schweren Monsunwolken, die sich langsam über die Insel schieben. Unser heutiges Übernachtungsplätzchen benötigt unbedingt etwas Wetterschutz!

Vorerst aber ist es noch feucht-heisser Nachmittag und Zeit zum Schnorcheln und Schwimmen. Wir leihen uns zwei Brillen und verbringen die nächsten Stunden mit dem Kopf unter Wasser. Was für ein Spektakel! Wir dürfen Stachelrochen, Nemos, Aale, Korallengärten, unzählige Fischschwärme in allen Formen und Farben und sogar kleine Riff Haie beobachten.

Unser Plätzchen-Problem lösen wir schliesslich ziemlich frech. Da der Wald aufgrund blutrünstiger Moskitoschwärmen und fehlendem Regenschutz nicht in Frage kommt, richten wir uns mehr oder weniger heimlich zwischen Didis Tauchimperium und einem überteuerten Backpacker auf der Terrasse einer verlotterten Bar ein. Das schützende Dach erweist sich als wahrer Segen; in der Nacht fegt ein mächtiges Gewitter mit ohrenbetäubendem Donner und sintflutartigem Regen über uns.

Die faszinierende Schnorchelei wiederholen wir am nächsten Tag auf der anderen Seite der Insel und dieses Mal übernachten wir spektakulär auf einem unfertigen Luxus-Resort-Pier, welches weit ins Meer hinausragt. Ausgerüstet mit einem schmerzhaften Füdli-Sonnenbrand und wunderbaren Schnorchelerlebnissen verlassen wir die Insel nach zwei Tagen ganz zufrieden und freuen uns, wieder auf die Fahrräder zu steigen.

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